Biedermann und die Brandstifter

Über den Autor 

Max Frisch war ein Schweizer Architekt und Schriftsteller. Er gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern der Nachkriegszeit.
Frisch begann mit journalistischer Tätigkeit, dann Arbeit als Architekt. Ab 1944 einige Arbeiten für das Theater.
Bekannte Romane: Homo faber, Stiller, Mein Name sei Gantenbein…
Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. der Georg-Büchner-Preis (1958) und der Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1976).

Im Mittelpunkt seines künstlerischen Interesses steht der Einzelne, das Individuum mit seinem Identitätsproblem, seiner Selbstent-fremdung und seiner zwiespältigen gesellschaftlichen Bindung. Diese Hauptthemen präsentierte Frisch durch die Brille eines skeptischen, keinen Konventionen folgenden Humanismus‘.

In seinem mehr als 40-jährigen Schaffen entwickelt sich der Schriftsteller zu einem stets unterhaltsamen, aufrichtigen Mahner, der trotz einiger Anfeindungen von außen sowohl im privaten wie im öffentlichen Bereich unbeirrt an seinen Anschauungen festhält. Seine anfangs eher naive Sichtweise auf Politik und auf Literatur und Kunst wandelt sich durch die beständige Auseinandersetzung mit seinem privaten und beruflichen Leben zu politischer Selbständigkeit und Kritikfähigkeit. Doch trotz seines engagierten Auftretens lässt sich Frisch vor keinen Wagen spannen und bleibt zeitlebens ein politischer Einzelkämpfer. Während in seinen Romanen und Dramen der private Mensch deutlich im Vordergrund steht, nimmt der Schriftsteller in seinen Artikeln, Essays und Reden immer wieder Stellung zum aktuellen Zeitgeschehen und setzt sich u. a. mit den Themen Kalter Krieg, Schweizer Asylpolitik und mit der Gastarbeiterproblematik auseinander.

Als Dramatiker bis dahin im Vergleich zu seinen Romanen weniger erfolgreich, schafft Frisch mit seiner Parabel Biedermann und die Brandstifter 1958 den Sprung auf die internationalen Bühnen. Auch Andorra, die 1961 uraufgeführte Parabel um Diskriminierung und ihre Folgen, findet große Beachtung. Allerdings werden beide Stücke in Frischs Augen von Kritik und Publikum missinterpretiert bzw. zur Untermauerung von bestimmten Positionen instrumentalisiert, weshalb sich der Autor von der Form der Parabel abwendet.

Über das Stück

Erste Skizzen waren bereits 1948 unter dem Eindruck der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei entstanden und im Tagebuch 1946-1949 erschienen, 1953 hatte der Bayerische Rundfunk eine Hörspielfassung ausgestrahlt. Frischs Absicht war es, das Selbstvertrauen des Zuschauers zu erschüttern, dass er in einer ähnlichen Gefahrensituation besonnener reagieren würde. Als das Schweizer Publikum das Stück zunächst als reine Warnung vor dem Kommunismus auffasste, fühlte Frisch sich missverstanden. Für die deutsche Uraufführung fügte er daher ein „Nachspiel“ hinzu, das nun als Warnung vor dem National-sozialismus verstanden und später wieder gestrichen wurde.

Chronologie:
Die Burleske, die den Erzählkern bildet, findet sich in einer undatierten Tagebucheintragung vom Frühjahr 1948; aufgrund der anderen Einträge zwischen Jänner und April 1948 einzuordnen.
Zuvor schreibt Frisch:
„Umsturz in der Tschechoslowakei. […] Dazu die Schadenfreude meiner Bekannten, denen ich die Tschechoslowakei stets als Beispiel einer sozialistischen Demokratie vorgestellt habe; dazu der allgemeine Dünkel: Das wäre bei uns halt nicht möglich.“

Der Beginn der Burleske:
Eines Morgens kommt ein Mann, ein Unbekannter, und du kannst nicht umhin, du gibst ihm eine Suppe und ein Brot dazu. Denn das Unrecht, das er seiner Erzählung nach erfahren hat, ist unleugbar, und du möchtest nicht, dass es an dir gerächt werde […]

Die Hörspielfassung, entstanden 1952/53 im Auftrag des Bayerischen Rundfunks.
Erstausstrahlung: 26. März 1953.
Mehrere Produktionen verschiedener Rundfunkanstalten.

Das Bühnenstück entstand ab 1957;
Uraufführung in Zürich am 29. März 1958
als Biedermann und die Brandstifter – ein Lehrstück ohne Lehre.